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HAW – Studie nimmt Homestudying und Hometeaching unter die Lupe

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Studierende der EH Freiburg; Foto: Marc Doradzillo

Hochschulen sind Orte der Begegnung und des Austauschs. In der Pandemie sind sie aufgefordert, Lehre und Gespräche in digitale Formate zu übertragen – und dies bereits seit drei Semestern. Mit welchem Erfolg und zu welchem Preis, darüber will die Hochschule Biberach (HBC) in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle der Studienkommission für Hochschuldidaktik an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg (GHD) mehr erfahren und untersucht in einer qualitativen Studie, wie sich die Hochschullehre in den verschiedenen Fachbereichen während und nach den Corona-Semestern 2020 und 2021 entwickelt hat und welche Konsequenzen für die Lehre daraus sichtbar werden.

Klar ist: ein Studium nach Corona wird nicht wie ein Studium vor Corona sein. An der Befragung unter dem Titel „Entwicklungspfade für die Hochschullehre post Corona“ nehmen neben der HBC weitere zehn Hochschulen – darunter die Evangelische Hochschule Freiburg – in Baden-Württemberg teil, das Institut für Bildungstransfer der Hochschule Biberach hat die Projektkoordination übernommen und ist somit für die gesamte Durchführung verantwortlich.

Von Januar bis März hat das Forschungsteam 34 Einzel- sowie Gruppeninterviews mit Hochschulleitungen, Lehrenden und Studierenden geführt. Dabei ging die Forschungsgruppe diesen Fragen nach: Womit waren die Hochschulleitungen konfrontiert? Wie waren die digitalen Semester für die Studierenden und Lehrenden tatsächlich? Wie hat sich die Lehre während der Corona-Semester entwickelt? Welche Good-Practice-Beispiele sind daraus entstanden? Auch erforscht die Gruppe, welche Konsequenzen aus den Corona-Semestern sichtbar werden – für den Einzelnen, für die Gemeinschaft und die strategische Weiterentwicklung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW). Derzeit wird das Material analysiert und ausgewertet, Ergebnisse werden Ende Mai 2021 veröffentlicht, u.a. als Open Access Publikation im Tectum Wissenschaftsverlag.

Die Initiative für diese umfassende Studie, die erstmals den Blick auf die Studierenden und deren Bedürfnisse legt, geht auf Professor Dr. André Bleicher, Rektor der Hochschule Biberach zurück. „Wir benötigen empirisch gesicherte Ergebnisse, aus denen belastbare Erkenntnisse für erfolgreiche Entwicklungspfade für die Hochschullehre post Corona abgeleitet werden können“, sagt er und fordert, dass die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg (HAW) im politischen Diskurs gemeinsam ihre Stimme erheben. Schließlich, so Bleicher, gehe es „um nichts Weniger als die Zukunft der Hochschulen und darum, welche Gelingensbedingungen notwendig sind und welche Gefahren in einer möglicherweise voreiligen Favorisierung der Digitalisierung als Königsweg für hochschulische Lehre in den Blick gerückt werden müssen.“ In der Rektorenkonferenz der HAW BW hatte er seine Idee im Sommer vergangenen Jahres vorgestellt – der Verband unterstützte das Vorhaben und so konnten weitere Hochschulen beteiligt werden.

„Qualitative Studien wie die Initiative aus Biberach werden dringend gebraucht, damit die Hochschulleitungen genau wissen, wieviel und was genau in der Pandemie verloren ging“, sagt Professor Dr. Bastian Kaiser, Vorsitzendender der Rektorenkonferenz. Nur auf einer solchen Grundlage könnte in den kommenden Semestern adäquat nachgesteuert und die Lehre zwischen Präsenzformaten und digitalen Formaten neu justiert werden. „Die Studie wird uns Hochschulen konkrete Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigen – aber auch wichtige Hinweise in Richtung Politik geben“.

Dr. Sonja Sälzle, Projektkoordinatorin des Biberacher Instituts für Bildungstransfer erläutert, dass gerade junge Menschen, die sich für ein Studium an einer HAW entscheiden, ein praxisorientiertes Präsenzstudium in kleinen Studiengruppen suchen, verbunden mit persönlichen Beziehungen zwischen Lernenden und Lehrenden und dem direkten Austausch zu anderen KommilitonInnen, auch über Studiengangsgrenzen hinweg. Eben diese jedoch fänden sie in Zeiten der Pandemie nicht. Deshalb sei es wichtig, gerade darauf ein Augenmerk zu legen, so die Wissenschaftlerin. „Wir haben in den persönlich geführten Interviews den deutlichen Eindruck gewonnen, dass die 86 Befragten froh sind, dass sie Gehör finden und dass die Gesamtsituation Homestudying und Hometeaching mehr in den Blick gerückt wird, denn in der öffentlichen Wahrnehmung geht es mehr um Homeschooling oder Homeoffice“.

Diese Beobachtung teilt auch Dr. Thomas D’Souza von der GHD. In vielen Bereichen habe die Corona-Pandemie der Digitalisierung einen immensen Schub gegeben – so auch in der Hochschullehre. Nun sei es an der Zeit, die gemachten Erfahrungen systematisch zu sammeln und auszuwerten. „Nur so können wir herausfinden, welche digitalen Lehr-Lernszenarien sich unter welchen Bedingungen in eine Zeit nach Corona übertragen lassen – gewinnbringend für Studierende und Lehrende.“

Teilnehmende Hochschulen: Hochschule Aalen, Hochschule Albstadt-Sigmaringen, Hochschule Biberach, Hochschule Esslingen, Evangelische Hochschule Freiburg, Hochschule Heilbronn, Hochschule Karlsruhe, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Hochschule Reutlingen, Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd, Hochschule der Medien Stuttgart

Quelle: Der Text ist wortgleich mit der Pressemitteilung der HBC Hochschule Biberach

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin der HBC

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